Offener Brief an Serienanfrager

Jede Druckerei und viele Onlinevermarkter leiden unter dem hohen Aufwand für die Bearbeitung unnötiger Anfragen. Auch bei uns gehört es dazu, dass wir Kunden beraten und ihnen Angebote erstellen. Diese Leistung wird von niemandem bezahlt, unsere Kunden wissen diesen Service zu schätzen und unsere Lieferanten wissen, dass wir ihre Kalkulationsarbeit ebenso anerkennen und nicht unnötig in Anspruch nehmen.

Wer im Internet als Anbieter präsent ist, erhält jedoch auch Anfragen der unergiebigen Art, die außer einem hohen Kalkulations- und Kommunikationsaufwand nichts bringen – und zwar keinem der daran Beteiligten, weder den Lieferanten noch dem Anfragenden selbst, was ich im Folgenden aufzeigen möchte.

Unnötige Anfragen – ein Beispiel:

Agentur X möchte einem Kunden ein Produkt vorschlagen, so genau weiß sie noch nicht wie es beschaffen sein soll und der Kunde weiß auch noch nichts davon, aber man muss sich ja vorbereiten, also wird von der Assistentin in der Agentur eine Anfrage recht vage formuliert, das Format des Endprodukts nur ungefähr angegeben und die Auflage möchte man in fünf Alternativauflagen, ebenso wie weitere Alternativoptionen – da man sich ja einen Überblick verschaffen möchte, bevor man dem Kunden etwas vorschlägt.

Damit man auch gleich die Lieferanten vergleichen kann wird diese Anfrage an 10 beliebig ausgewählte Lieferanten gesendet, kostet ja nichts.

Was passiert als Nächstes?

Die 10 Angefragten bearbeiten die Anfrage – vermutlich nicht, nur einige davon, da die anderen aufgrund verschiedener Merkmale wie Anredefloskel („Sehr geehrte Damen und Herren“), sowie den vagen Angaben bei der Produktbeschreibung intuitiv entscheiden, dass die Anfrage nicht ernst zu nehmen ist.

Einige Lieferanten werden sich aber die Mühe machen, die Anfrage zu bearbeiten.

Vielleicht ist eine unerfahrene Agentur darunter, die auch mit Drucksachen handelt. Diese formuliert die Anfrage um und sendet sie gleich weiter an mehrere Produzenten. Jetzt eskaliert die Anfrage.

Die angefragten Produzenten gehen ebenso vor – wie eine ebene vorher – sie kalkulieren (zumindest einige) und senden ein Angebot. Das Angebot geht nun mit diversen Umformulierungen und Aufschlägen seinen Weg zurück – zum ursprünglichen Anfrager.

Dieser hat nun Preise für das ursprünglich angefragte Produkt einschließlich diverser Variationen und einen Produktvorschlag, den er – nach erneutem Preisaufschlag – seinem Kunden erstmalig präsentiert. Der Kunde findet die Idee eigentlich ganz gut, nur möchte er vielleicht doch was ganz anderes und das auch in einer anderen Auflage…

Eine Antwort

  1. „Der Aufwand für die Kalkulation überschreitet den Produktionsaufwand um ein Mehrfaches“

    Ich frage mich auch manchmal, wie sich der Aufwand für ein marktfähiges Produkt auf

    a) Herstellung der Marktfähigkeit und
    b) Herstellung des Produkts

    wohl aufteilt. Ein Trost bleibt: Das sind die subtileren Schönheiten der Konkurrenz im freien Spiel der (Markt-)Kräfte.

    Wie soll’s denn sonst funktionieren?
    Geh doch rüber!

    :-)
    Hans

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