Offener Brief an Serienanfrager

Kein Problem … das ganze Spielchen geht von vorne los.

Die Assistentin in der Werbeagentur formuliert einen Satz im Stil von „Wir brauchen jetzt doch 5000 oder 10.000 und rund statt eckig und auf dem papier gohrsmühle wasweißich nicht aber in Pantone 4711CXP5 und das brauchen wir in 4 Tagen beim Kunden. Die Druckdaten senden wir Ihnen dann demnächst, können wir vorher noch einen Andruck auf dem richtigen Papier haben?“

Nein, soviel auf einmal kommt leider selten, denn dann würde wohl JEDER sofort die Mail in den digitalen Papierkorb verschieben – meist kommt es scheibchenweise:

E-Mail 1: Anderes Format …. dann 8h später in

E-Mail 2: Anderes Papier …. dann 8h später in

E-Mail 3: Andere Auflage und Liefertermin…

Wie dem auch sei, es werden Unmengen an Arbeit in zahlreichen Unternehmen dafür verschwendet, dass ein planloser Mensch nicht weiß, was er anbieten will.

Das Ergebnis im konkreten Einzelfall ist:

  • unzufriedene Lieferanten
  • unzufriedene Kalkulatoren
  • unzufriedene Werbeagentur (wegen genervten Lieferanten)
  • unzufriedner Kunde – wenn er merkt, dass er schließlich viel zu viel für etwas „suboptimales“ bezahlt.

Das Ergebnis „global betrachtet“:

  • Der Aufwand für die Kalkulation überschreitet den Produktionsaufwand um ein Mehrfaches
  • Der Kalkulationsaufwand führt zu einer Kostensteigerung bei den Lieferanten
  • Unnötige Anfragen führen zu einem Preisanstieg der Produkte

Diese klaren Worte mögen Manchem missfallen, doch es ist mir ganz wichtig zu betonen, dass ein solches Vorgehen für alle Beteiligten schädlich und bei einer professionellen Arbeitsweise auch nicht nötig ist.

  • Werbeagenturen sollten die technischen Möglichkeiten kennen, Produktideen haben und ungefähre Vorstellungen der Kostensituation. Dies ist Basis-Know How von Profis – und hierfür muss niemand individuell ein Angebot kalkulieren.
  • Vor der Einholung konkreter Lieferantenangebote sollten Werbeagenturen mit ihren Kunden die Angelegenheit besprochen und möglichst konkretisiert haben (Liefertermin, Material, Auflage, Weiterverarbeitung etc.)
  • Die Auswahl der Lieferanten sollte nicht beliebig sondern produktspezifisch und in angemessener Anzahl erfolgen. Was eine angemessene Anzahl ist, ist relativ. Ich persönlich frage bei Kleinaufträgen maximal 3 Lieferanten an, zu denen üblicherweise auch schon Geschäftsbeziehungen bestehen.
    Eine telefonische Kontaktaufnahme ist sinnvoll um dem Lieferanten die Ernsthaftigkeit der Anfrage zu vermitteln.
  • Bei einer anderweitig erfolgten Vergabe, oder falls es überhaupt nicht zu einer Vergabe kommen sollte, ist eine Information derjenigen, welche ein Angebot kalkuliert haben, ein Zeichen von guten Umgangsformen.

Eine Antwort

  1. „Der Aufwand für die Kalkulation überschreitet den Produktionsaufwand um ein Mehrfaches“

    Ich frage mich auch manchmal, wie sich der Aufwand für ein marktfähiges Produkt auf

    a) Herstellung der Marktfähigkeit und
    b) Herstellung des Produkts

    wohl aufteilt. Ein Trost bleibt: Das sind die subtileren Schönheiten der Konkurrenz im freien Spiel der (Markt-)Kräfte.

    Wie soll’s denn sonst funktionieren?
    Geh doch rüber!

    :-)
    Hans

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