Was ist dran an „Lombards Investorenbrief“ und dem „European Stock Report“?

Gewinne mit Aktien durch Kursmanipulation?

Haben Sie ein Fax? Dann haben Sie sich vermutlich auch schon geärgert über Fax-Spam wie den „Lombards Investorenbrief“ oder den „European Stock Report“ und sie haben sich gefragt, was wohl dran ist an den dortigen Kursempfehlungen. Vielleicht fragen Sie sich auch warum man Ihnen diese Empfehlungen zusendet?

Lombards Investorenbrief

Zunächst: Um zu erfahren wie gut die Tips sind genügt es völlig die angegebene Webseite www.investorenbrief.net zu besuchen. Dort befindet sich z.B. heute (am 3.3.2011) ein Artikel vom Oktober 2010 in dem der Kauf der Viridax-Aktie empfohlen wird. Dort heißt es: „Die Aktie mit der WKN A1C 5X0 ist für uns eine der wenigen Gelegenheiten, bei einer tollen Wachstumsstory von Beginn an dabei zu sein.“ und weiter „Bei einem aktuell Kurs (20.10.2010) von 1,05 Euro ergibt sich eine riesige Renditechance. Gemäß unseren Bewertungsmodellen liegt das Kursziel bei 5,50 Euro. Somit eine Kurschance von über 400% binnen 12 Monaten. Stopp: 0,80 Euro.“
Soweit der Investorenbrief; der heutige Kurs beträgt 0,05 €  macht also einen Verlust von ca. 95% des „Wertes“ oder anders gesagt 1,05 € – 1,00 € Verlust = 0,05 € aktueller Kurs. Wäre man diesem Rat am 20.10.2010 gefolgt, dann hätte man heute sein eingesetzes Kapital fast komplett verloren.

Es ist natürlich ein Versehen, dass dieser offensichtlich megapeinliche Artikel jetzt noch auf der Webseite zu sehen ist. Vermutlich wird man ihn bald entfernen (oder hat der Webmaster die Arbeit wegen Reichtum eingestellt? Vielleicht auch, weil er nicht bezahlt wurde?). Ich habe den Artikel deshalb heute mal archiviert und archive.org dazu veranlasst um im Bedarfsfall meine obigen Aussagen belegen zu können.

Falls Sie bis hierher gelesen haben und Sie sich immer noch nicht schlüssig sind in Ihrer Meinung über diese Empfehlungen, dann empfehle ich Ihnen die Lektüre einer Forendiskussion auf  www.wallstreet-online.de auf der es ebenfalls um Viridax geht und ein Diskutant ganz außergewöhnlich für diese Aktie Partei ergriffen hat. Meiner Meinung nach zu parteiisch und offensichtlich um noch die beabsichtigte Wirkung zu erreichen. Wer erfolgreich manipulieren will, der sollte nicht derart überziehen und vor allem sollte er gleich noch ein paar Unterstützer mitbringen um eine solche Fantasiegeschichten glaubwürdiger erscheinen zu lassen.

Wie dem auch sei, der Spamversand vom „Investorenbrief“ funktioniert noch. Interessant ist die angebliche Möglichkeit Faxnummern zum Spamversand ein- und austragen zu können. Ich habe starke Zweifel daran, dass dies tatsächlich funktioniert. Abgesehen davon ist nach deutschem Recht natürlich so eine Form des Opt-Ins nicht zulässig, da kein Nachweis über die Berechtigung zur An- und Abmeldung erfolgt. Ich frage mich aber schon, was passiert mit den Ein- und Ausgetragenen Nummern? Was wäre, wenn jemand dem php-Formular einfach mal alle Nummern mit allen Vorwahlen überträgt? Oder was ist, wenn jemand alle Spamjäger einträgt – oder alle anderen Fax-Spammer? Ein lobenswertes Betätigungsfeld für Script-Kiddies.

Der European Stock Report

Doch nun, im Frühling 2011 scheint der zweifelhafte Ruf des „Investorenbrief“ verbrannt zu sein und ein ähnliches Werk quillt wieder aus dem Fax: Der „European Stock Report“. Scheinbar haben die Macher aus dem Lombards Investorenbrief ihre Lektion gelernt. Ein zweifelhaftes Werk, dessen Unseriösität im Internet schnell aufgeklärt und der Ruf somit schnell ruiniert ist, darf man nicht mit so individuellen Begriffen wie „Lombards“ benennen, denn jede Suchmaschine findet ganz schnell entsprechende Aufklärungsseiten. Der neue Name „European Stock Report“ ist unter diesem Aspekt viel geschickter von den Gaunern Menschen mit Bereicherungsabsicht gewählt. Da es sich bei jedem dieser drei Begriffe um einen sehr weit verbreiteten Allgemeinbegriff handelt, wird es etwas dauern, bis die Suche eines Unbedarften Internetnutzern nach European Stock Report ebenfalls zu aufklärenden Seiten wie dieser führt. (Aber ich abeite dran! SEO ist mein Metier)

Doch nun zur eigentlichen Frage: Ist der „European Stock Report“ vielleicht besser als andere Faxspam-Anlagetipps? Um diese Frage zu klären genügt eigentlich ein Blick auf die Webseite des Spammers: www.europeanstockreport.com dort schreibt der Webseitenbetreiber auf der Seite www.europeanstockreport.com/interessenskonflikt.php :

„Es wird darauf hingewiesen, dass der Ersteller und Herausgeber dieser Webseite / Börsen-Information sowie mit ihm verbundene Personen und Unternehmen, einen Interessenskonflikt hat, weil er die auf dieser Webseite empfohlenen Aktien auch besitzen und jederzeit kaufen bzw. verkaufen kann.“

Ein unerwartet ehrliches Wort! Mit anderen Worten: Die Kaufempfehlungen werden zum Zwecke der Manipulation der Leser und Bereicherung des Autors ausgesprochen. Weiter heißt es:

„Darüber hinaus hat der European Stock Report die Unternehmensreporte und Empfehlungen gegen Vergütung erstellt.“

Also eigentlich nichts Neues, mit anderen Worten: Die Bereicherung des Autors erfolgt nicht nur durch Spekulation und Manipulation der Meinung der Leser, sondern auch durch direkte Bezahlung von denjenigen, die ein Interesse an einer Manipulation haben. Auch eine sehr ehrliche Aussage. Fast schon seriös! Ich stelle mir gerade einen Berater vor, der mir sagt: „Ich weise Sie darauf hin, dass alles was ich Ihnen sage und alle Ratschläge die ich Ihnen erteile nur einem Zweck dienen: meiner eigenen Bereicherung.“ Schön sowas, so viel Ehrlichkeit ist leider selten. Die Frage die sich mir aufdrängt ist nur: Gibt es tatsächlich dennoch Idioten, die sich durch sowas manipulieren lassen?

Vielleicht denkt ja der eine oder andere: „Mir ja egal, wenn es diesem Betrüger aufgrund der Dummheit der Masse gelingt den Kurz zu manipulieren dann kann ich dennoch davon profitieren, obwohl und gerade da ich die Manipulation durchschaut habe.“ Ein Gedanke, der zunächst plausibel wirkt, aber leider einen kleinen Haken hat: Der – nennen wir ihn um juristische Probleme zu meiden – „Manipulator“ wird niemanden mitteilen wann er wie in das Geschehen eingreift, also weder ob, wann und wie viel er kauft oder verkauft. Er wird z.B. gerade dann den Kauf empfehlen, wenn er verkauft, nicht wenn er selbst kauft, dies würde ja seinen erklärten Zielen (seiner Bereicherung) widersprechen. Man kann also mit Sicherheit von einem ausgehen: In dem Moment, in dem der Manipulator den Kauf empfiehlt wird er selbst nicht kaufen! Vielleicht verkauft er ja gerade, vielleicht ist sein Deal schon gelaufen? Oder er kauft gar nichts von dem Schrott den er empfiehlt sondern hat die Empfehlung nur für Honorar geschrieben und versendet? Vielleicht hat er sich aber auch nur vertan und scheitert an einer Manipulation – wer weiß das schon? Sie?

Weitere Informationen dazu wie mit Anlagetipps per Fax-Spam und E-Mail-Spam Geld verdient und Gewinne gemacht werden ;-)

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