Grünflächen in der Stadt sind als Lebensqualitätsindikator anerkannter „weicher“ Standortfaktor. Anders gesagt: Viel grün in der Stadt macht die Stadt attraktiv bei ihren Bewohnern und zieht in der Folge auch Unternehmen an, führt also zum Wachsen und Gedeihen nicht nur der Bäume, sondern des gesamten Gemeinwesens.
Deshalb ist es gut, dass Städte ihre grünen Schätze schützen, etwa durch eine Baumschutzverordnung oder die Verpflichtung zu Nachpflanzungen bei unvermeidlichem Abholzungen. Weniger gut ist es, dass sich die Städte – und hier scheint meine Heimatstadt Nürnberg besonders konsequent zu sein – für selbst verursachte Abholzungen auf Nachpflanzungen verzichten. So sinkt der Baumbestand in der Stadt Nürnberg durch massive Eingriffe von Jahr zu Jahr.
Hier in Nürnbergs schönem südlichen Stadtteil Eibach genießen wir Anwohner nicht nur die Nähe zum Wiesengrund, sondern freuen uns auch an Spaziergängen im nahen Faberwald oder „Faberpark“, wie das Gelände aus historischen Gründen auch heute noch genannt wird.
Der Wald ist laut Informationstafeln eine naturnah kultivierte Grünfläche in der Totholz Insekten und anderen Tieren wertvollen Lebensraum bieten. Die Eingriffe des Menschen sollen deshalb minimiert sein um das Ökosystem Wald nicht zu gefährden. So weit die Theorie und die Marketingaussagen.
Doch in der Praxis weht hier seit ein paar Jahren ein ganz anderer Wind: Kahlschlag ist angesagt. Uns Anwohner schockierte in den Vorjahren der extreme Kahlschlag der zu Bürgerprotesten und schließlich zu einer Ortsbegehung mit den Verantwortlichen führte. Die Einwände der Bürger wurden von den Verantwortlichen nicht entkräftet, aber es wurde auf die Ausnahmesituation und die angebliche Unvermeidbarkeit der Abholzungen verwiesen. Ansonsten bemühten sich die Regionalpolitiker wenig überzeugend den Ortstermin zu ihrer eigenen Profilierung zu nutzen.
Blieb uns Anwohner die Hoffnung, dass zwar der Kahlschlag übertrieben aber hoffentlich als Ausnahme zu keiner nachhaltigen Schädigung des Waldes führen wird.
Doch die erneuten heftigen Abholzungen in diesem Winter bestätigen uns Kritiker in unseren Befürchtungen. Es wurden wieder eifrig Bäume markiert, Schneisen geschlagen (damit die Abräumfahrzeuge bequem durch den Wald fahren können) und jetzt liegen sie da die Baumleichen im Faberwald. Es wurden – wie die Bilder deutlich machen – eben NICHT kranke, verwachsene oder gefährdende Bäume entfernt, sondern große gesunde mit einem Umfang von teilweise mehr als 1,50m. Und das alles natürlich ohne Ersatzpflanzungen. Was geht hier vor? Warum wird so ein Unsinn gemacht? Krankt es hier etwa am Bezahlmodell des Dienstleisters, der mit der „Waldpflege“ beauftragt ist?
Wenn die Stadt in diesem Tempo weiter abholzen lässt, dann wird es im Faberwald in 20 Jahren keine Bäume mehr geben, die größer sind als 2m.